Nein, es soll an dieser Stelle weder der treuste Besucher der diesjährigen Marktheidenfelder Laurenzi-Messe noch die fleißigste Bedienung im Papert’schen Festzelt gekürt werden. Tatsächlich geht die stolze Zahl von mehr als 780 Stunden auf das Laurenzi-Konto der freiwilligen Helfer des Bayrischen Roten Kreuzes (BRK) Marktheidenfeld.
Mindestens sechs Helferinnen und Helfer stellten auch bei der 69. Laurenzi-Messe an allen zehn Festtagen mehr als zwölf Stunden am Tag sicher, dass sowohl kleine als auch größere Unfälle der Besucher schnell und professionell behandelt werden. Auf etwa 30 freiwillige Kolleginnen und Kollegen kann Alexander Vornwald, seines Zeichens Leiter der Bereitschaft des Bayrischen Roten Kreuzes Marktheidenfeld, dabei zählen. Tatkräftige Unterstützung erhält die Marktheidenfelder Bereitschaft dabei aus den umliegenden Bereitschaften, wie Karbach und Homburg aber auch aus Lohr sowie seitens der Wasserwacht.
128 behandelte Laurenzi-Besucher
Noch während Vornwald von den Aufgaben des Sanitätsdienstes berichtet, wird auch schon die erste Patientin des heutigen Tages ins Behandlungszelt gebracht. Wie schon so oft in den vorangegangenen Tagen hat ein schmerzhafter Wespenstich das junge Mädchen mit seinen Großeltern zum Behandlungszelt des Roten Kreuzes getrieben. Neben den typischen „Laurenzi-Blessuren“ wie Schnittverletzungen, Insektenstichen, Prellungen – nicht selten nach Rangeleien – und alkoholbedingten Ausfällen müssen die ehrenamtlichen Helfer jedoch auch auf wesentlich ernstere Fälle reagieren. Glück im Unglück hatte in diesem Jahr ein älterer Patient, der sich eigentlich nur über Schwindel und allgemeines Unwohlsein beklagte. Ein ausgebildeter Notarzt unter den freiwilligen Helfern erkannte jedoch die ersten Anzeichen eines Herzinfarktes und leitete bereits erste Maßnahmen bis zum Eintreffen der hauptamtlichen Kollegen des Rettungsdienstes ein. Möglicherweise ein lebensrettender Glücksfall für den Laurenzi-Gast. Weniger glimpflich waren ähnliche Fälle in den vorangegangenen Jahren ausgegangen. Sowohl 2016 als auch 2015 musste der Sanitätsdienst Besucher des Volksfestes reanimieren und überbrückte so die wichtige Zeitspanne bis zum Eintreffen des Notarztes.
Spektakulär aber glücklicher Weise glimpflich endete der Sturz eines Kindes in einem Fahrgeschäft. Da das Kind nach dem Sturz zunächst bewusstlos liegen blieb, mussten die Helfer zunächst von einer ernsten Verletzung ausgehen. Als der Notarzt des angeforderten Rettungshubschraubers eintraf, war der kleine Patient jedoch schon wieder bei Bewusstsein, wurde jedoch vorsorglich vom Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen.
Insgesamt leiste der Sanitätsdienst auf der Laurenzi-Messe jährlich zwischen 150 und 200 Behandlungen. Mit „nur“ 128 Patienten und 21 Transporten ins Krankenhaus sei die 69. Messe damit ein eher ruhiges Jahr gewesen. Der traurige Höhepunkt wurde dabei bereits am ersten Freitagabend erreicht, als insgesamt sieben Besucher durch Reizgas verletzt wurden.
Freiwillige Helfer mit professionellen Aufgaben
Mit mehr als 100.000 Besuchern ist die Laurenzi-Messe in jedem Jahr der größte geplante Einsatz der BRK Bereitschaft Marktheidenfeld, wie Vornwald erklärt. Doch die Aufgabenbereiche der freiwilligen Retter ist weitaus größer als die Betreuung von Veranstaltungen im Rahmen von Sanitätsdiensten.
Als „Helfer vor Ort“ – kurz HVO – und im Rahmen der Unterstützungsgruppe – UG – Rettungsdienst ergänzen die freiwilligen Kräfte bei Bedarf die hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes. Der HVO wird über die Integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst alarmiert, wenn zu befürchten steht, dass der Rettungsdienst die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist nicht einhalten kann. Wenn also beispielsweise der in Hafenlohr stationierte Rettungswagen bereits im Einsatz ist und Unterstützung von den nächst gelegenen Rettungswachen benötigt wird. Dabei arbeitet die Bereitschaft Marktheidenfeld eng mit den Kolleginnen und Kollegen aus Triefenstein zusammen.
Sind auch diese nächstgelegenen Rettungskräfte bereits im Einsatz, so kommt die „UG Rettungsdienst“ zum Einsatz. Parallel zu weiteren hauptamtlichen Kräften, beispielsweise aus Wertheim oder sogar Würzburg, wird ein von der freiwilligen Bereitschaft ausgerüsteter Rettungswagen von den ehrenamtlichen Helfern besetzt, mit dem Ziel, möglichst schnelle Hilfe zu leisten.
Bei Einsatzlagen, in denen es zu einem Massenanfall von Verletzten kommt – sogenannte „MANV-Lagen“ – kommt ein weiterer Bereich der BRK Bereitschaft zum Einsatz: die SEG (Schnell-Einsatz-Gruppe). Mit Behandlungszelten, Transportwagen sowie Einheiten für Information, Kommunikation und Einsatzleitung wird auch die Abarbeitung solch großer Einsatzlagen durch die freiwilligen Helfer unterstützt.
Gute Ausbildung als Grundlage
Für all diese Aufgaben verfügt die Marktheidenfelder BRK Bereitschaft über aktuelle 77 Mitglieder – und wie alle Hilfsorganisationen freue man sich natürlich auch in Marktheidenfeld sowohl über neue aktive aber auch über fördernde Mitglieder und Spendengelder, ergänzt Vornwald schmunzelnd.
Für die Ausbildung „seiner Truppe“ zeigt sich Vornwald selbst verantwortlich. Um in den genannten Aufgabengebieten eigenständig arbeiten zu können, sei mindestens die Ausbildung zum Sanitäter Voraussetzung, eine Art Grundausbildung für Rettungsdienstler. Bis hin zum Rettungsassistenten können auch die freiwilligen Retter jede Ausbildungsstufe des Rettungsdienstes absolvieren und so ihr Hobby ebenso professionell betreiben wie die Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes.
Bericht: Philipp Roßmann
Bilder: Benedict Rottmann